Leitlinien

Leitlinie zur Ganzkörperhyperthermie

Die Ganzkörperhyperthermie (GKHT) oder „systemische Hyperthermie“, definiert als gesteuerte Erhöhung der Körperkerntemperatur zu therapeutischen Zwecken, ist eine der ältesten und aus den meisten Kulturkreisen überlieferten Therapieformen der Medizingeschichte mit sehr breitem Indikationsspektrum . Häufig zitiert wird hierzu der Hippokrates zugeschriebene Ausspruch:

 „Das Fieber ist ein Heilbestreben des Organismus gegen die Krankheit, es reinigt den Körper wie ein Feuer“.

Die GKHT gründet sich u.a. auf die positive Einschätzung des natürlichen, in allen Warmblütern verbreiteten Mechanismus des Infektionsfiebers, bei dem die Erhöhung der Körperkerntemperatur als wesentliche Komponente in der Einleitung und Steuerung einer außergewöhnlichen Immunantwort fungiert. Zahlreiche präklinische Studien bestätigen das therapeutische Potential der gesteuerten Erhöhung der Körperkerntemperatur und erhellen mehr und mehr die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen.

In einigen nicht-onkologischen und onkologischen Indikationsbereichen konnte die Wirksamkeit der GKHT durch klinische Studien verschiedener Evidenzstufen nachgewiesen werden. Als Wirkmechanismen sind die mit Erhöhung der Körperkerntemperatur verbundene Steigerung von Perfusion und Stoffwechsel sowie Effekte auf das Hormon- und Immunsystem zu nennen. Dabei erstreckt sich der Bereich der GKHT von milden, auch häuslich durchführbaren Wärmeanwendungen über den Bereich der eigentlichen „Fiebertemperaturen“ bis hin zur intensivmedizinischen extremen GKHT. Dieses Spektrum macht klare Definitionen und Differenzierungen unabdingbar.

 

Leitlinie zur kapazitiven lokalen Radiofrequenz-Hyperthermie

Die kapazitive Radiofrequenz-Hyperthermie ist eine gut untersuchte und vielversprechende Therapie in der Onkologie. Die Ergebnisse experimenteller und klinischer Studien weisen darauf hin, dass die Hyperthermie eine ideale komplementäre Behandlung und ein starker Sensibilisator für Radio- und/oder Chemotherapien ist. Neue technische Methoden und umfassende experimentelle und klinische Prüfungen haben die Effizienz ihrer Möglichkeiten bestätigt und rechtfertigen deren Anwendung in der Krebstherapie zum Vorteil der Patienten.

Die Effekte der kapazitiven RF-Hyperthermie auf biologische Strukturen sind pleiotrop und komplex. Sie sind neben der Technik abhängig von der Temperatur, der Dauer der Applikation, der Aufwärmungszeit sowie der Form, Art und Größe des Gewebes, der Durchblutung und der Homogenität der Temperaturverteilung. Sie reichen von der Denaturierung zellulärer und subzellulärer Elemente bis zur Beeinflussung des gesamten Tumorgewebes und der Umgebung des Tumors – u. a. auch infolge der obligatorisch vorhandenen elektromagnetischen Felder, die die Temperatursteigerung im Gewebe erst ermöglichen. Eine Vielzahl von Veröffentlichungen berichtet über positive Effekte der kombinierten Hyperthermie- und Strahlentherapie. Die vorliegende Leitlinie fasst auf dieser Basis den aktuellen Kenntnisstand zusammen.